Fachbereich Deutsch
Mai 2019 – Eine Begegnung der „fantastischen“ Art erlebten die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen des Gymnasiums. Zu Gast am Maristenkolleg war der Autor des Fantasy-Romans „Das Land Kant – Joldur und die sieben Schlangen“, Jochen Gerberhaghen. Zunächst kamen alle Klassen in der Aula zusammen, um ihm zuzuhören. Gerbershagen erzählte lebendig und schülernah, wie er zum Schreiben kam, und las anschließend aus seinem Roman vor. In den folgenden Stunden ging der Mindelheimer Mediziningenieur in jeweils eine der 6. Klassen, um im kleineren Rahmen aus seinem Leben zu erzählen. Und das waren wahrhaft ermutigende Botschaften, die dieser Mann zu geben hatte. So wurde er während seiner Schulzeit in lebensgefährlicher Weise gemobbt und fast getötet. Er hatte es in der Schule schwer und manchmal hatten es auch die Lehrer mit ihm schwer – doch damals wusste eben noch keiner etwas von Legasthenie, von Übersensitivität und Hochbegabung.
Dass er nun frei vor jungen Menschen stehen und aus seinem eigenen Buch vorlesen kann, bewegt ihn und hat auch die Schülerinnen und Schüler bewegt. Dieser beeindruckende Mensch mit dem charakteristischen Bart hat sicherlich Eindruck hinterlassen. Begeistert und überzeugend erzählte er vom Handwerk eines Fantasy-Autors und von der Freude, Welten zu erschaffen, in denen die Menschen ganz anders, und in ihrem Kampf zwischen Gut und Böse uns doch sehr ähnlich sind. Eine Schülerin schrieb anschließend: „Wenn ich oder jemand anderes von uns irgendwann auch mal ein Buch schreiben wird, dann hat dies mit dieser Begegnung heute zu tun.“
Juni 2018 – Vier Wochen lang lernten Schüler am Maristenkolleg mit einer neuen Methode das Tippen mit zehn Fingern, im Gegensatz zu: „Stundenlang kreisen, Buchstaben finden, gezielt herunterstoßen.“ So beschreibt Schulleiter Gottfried Wesseli vom Maristenkolleg in Mindelheim eine zwar beliebte, aber nicht unbedingte produktive Art des Tippens: das „Raubvogelprinzip“, wie er sie leicht ironisch nennt. Um die Anzahl der Raubvögel an und über den Tastaturen schon möglichst früh zu Gunsten des Tippens mit zehn Fingern zu verringern, haben die Deutschlehrerinnen Maria Wölfle und Helga Lüken-Mair einen neuen Lernansatz entwickelt – gedacht durchaus als Gegenentwurf zum herkömmlichen. Denn die neue Methode ersetze, so Helga Lüken-Mair, die sonst übliche Langweile des stumpfen Auswendiglernens durch zwei Geschichten: eine für die linke Hand, eine für die rechte.
Dabei handelt es sich im Grunde um zunehmend komplexe Eselsbrücken. Etwa liegen beim Zehnfingerschreiben die vier Finger der rechten Hand zu Beginn auf den Buchstaben Ö, L, K und J. Folgerichtig handelt eine der beiden Geschichten von einer Prinzessin Öda aus dem Leseland, deren Vater König ist und eine Jeans trägt. Mit jedem zusätzlichen Buchstaben, der erlernt wird, muss die Geschichte weiter ausgeschmückt werden. Vier Wochen lang haben sich die Gymnasiasten der fünften Klasse in zwei Stunden pro Woche auf diese Weise die Tastatur erschlossen. Außerdem sollten sie zu Hause allein weiterüben. Dann gab es einen kleinen Wettbewerb: Wer in zehn Minuten möglichst viele Zeichen tippte und dabei möglichst wenige Fehler machte, gewann. Jetzt wurden die Sieger mit ihren Preisen geehrt. Als Gottfried Wesseli nachfragt, wer denn nun – einige Wochen nach dem Projekt – an der Tastatur tatsächlich beide Hände benutze, meldet sich mindestens die Hälfte der anwesenden Fünftklässler. Deren Beurteilung des Projekts fällt sehr positiv aus. Anna findet es gut, dass das Thema Computer überhaupt in den Unterricht aufgenommen wurde. Und Finja lobt, die erworbenen Fähigkeiten seien „nützlich für den Alltag“. Am Projekt würde sie, rückblickend betrachtet, nur einen Punkt ändern: Sie selbst würde mehr üben.
Mai 2018 – Was treibt junge Erwachsene aus ganz Europa dazu, sich freiwillig dem islamistischen „Krieg gegen die Ungläubigen“ in Syrien anzuschließen? Dies ist die zentrale Frage, der der belgische Schriftsteller Ismael Saidi in seinem häufig kontrovers diskutierten Jugendtheaterstück „Djihad“ nachgeht. Das Drama setzt zugleich auf komische wie nachdenkliche Elemente. Sich an dieser Debatte zu beteiligen und sich mit dem angesprochenen Thema auseinanderzusetzen, war das Ziel eines Gastspiels des Theaters Wasserburg am Inn, zu dem rund 300 Schülerinnen und Schüler der 9., 10. und 11. Klassen des Gymnasiusm des Maristenkollegs ins Stadttheater kamen. Ein kleines Team um die Lehrkräfte Christiane Böhme, Hubertus Stelzer und Jochen Schuster hatte die Aufführung organisiert. Regisseur Frank Piotraschke und seine drei engagierten Schauspieler bekamen dabei viel Lob und Applaus, mussten sich aber bei einer anschließenden Podiumsdiskussion auch kritische Fragen anhören.
Deutsch ist ein Leitfach gymnasialer Schulbildung. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Bildungsziele des Gymnasiums und zur Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler bis zur Allgemeinen Hochschulreife. Wichtig ist dieser Beitrag, weil im Mittelpunkt des Faches ein unabdingbares Zeichen des Menschseins steht: die Sprache. Sprache ist und bleibt das zentrale Mittel der Verständigung in unserer Lebenswelt. Das Beherrschen von Sprache in Wort und Schrift ermöglicht Selbstbestimmung, Welterschließung, Toleranz und Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Geschehen der Zeit.
Der Deutschunterricht am Gymnasium strebt die Erweiterung, Differenzierung und Vertiefung der sprachlichen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler an. Sie begreifen und gebrauchen die deutsche Sprache in mündlicher und schriftlicher Form als Mittel der Darstellung und Verständigung sowie als Medium und Gegenstand des Denkens. Darüber hinaus leitet der Deutschunterricht an zu Kritikfähigkeit und Selbstreflexion. Er verhilft den Lernenden dazu, Fantasie auszubilden und Problemstellungen kreativ zu lösen.
Das Fach Deutsch schult die Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit und hat so Teil an der ästhetischen Bildung. Es stärkt die Erlebnisfähigkeit sowie die Kreativität und leitet zu angemessenem Verhalten an. Literarische Texte und die ihnen innewohnenden Herausforderungen sind in besonderer Weise geeignet, Hilfestellung bei der Selbstfindung zu leisten und Verständnis für andere Positionen und Perspektiven zu fördern. Die Auseinandersetzung mit Werken aus unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen ist Kerninhalt des Faches und vermittelt Grundmuster menschlicher Erfahrungen, Zugänge zu verschiedenen Weltsichten und Kulturen sowie literarisches Überblickswissen, eine wichtige Grundlage für die Teilnahme am kulturellen Leben.
Der Deutschunterricht am Gymnasium befähigt zum geistigen Arbeiten, indem er Techniken des Wissenserwerbs und der Wissensverarbeitung weitergibt, die in Schule, Studium und Beruf von zentraler Bedeutung sind: das Verstehen und Verfassen von schriftlichen und mündlichen Texten, das sichere Umgehen mit Medien sowie das zielgerichtete Anwenden von Methoden. Am Ende der Gymnasialzeit verfügen die Schülerinnen und Schüler somit über differenzierte sprachlich-literarische und kommunikative Kompetenzen, die literarische Bildung und kulturelles Wissen einschließen. Die Lernenden sind mit Methoden geistigen Arbeitens und vielfältigen Formen sprachlichen Ausdrucks vertraut und schätzen den Wert von Literatur. Das Fach Deutsch am Gymnasium vermittelt somit Fähigkeiten, die für alle Fächer der Schule, das Studium, die Berufsausbildung und erfolgreiches, wertebezogenes Handeln im Beruf und in der Gesellschaft erforderlich sind.
Der Deutschunterricht am Gymnasium ist integrativ angelegt und seit jeher auf Kompetenzerwerb ausgerichtet. Langfristigkeit und Nachhaltigkeit, bewusste Bewältigung situationsgebundener und anwendungsbezogener Aufgaben, Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit, Individualisierung und fächerübergreifendes Arbeiten verlangen vom Deutschunterricht eine enge Vernetzung der verschiedenen Teilbereiche des Faches. Deutschunterricht muss integrativ erfolgen, um einerseits adäquat an die bereits erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler anzuknüpfen und andererseits diese in Hinblick auf die Bewältigung kommender Anforderungssituationen konstruktiv auszubauen. Sinnvolles Üben und die Ausbildung von Routinen, insbesondere beim Verfassen und Überarbeiten eigener Texte, haben hierbei eine zentrale Bedeutung.