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GYMNASIUM

 

Going extinct
is a bad thing

 


Auszusterben ist eine ungute Sache. T-Rex muss es schließlich wissen – ihm ist es widerfahren. „And driving yourself exstinct?!“ Also, dass man sich selbst ausrottet, das sei das Lächerlichste, das er je gehört habe. Und so fordert er, am Rednerpult der UN-Vollversammlung stehend, die Menschen auf, ihre Ausrottung zu verhindern. Indem sie jetzt etwas tun, um die rasante Klimaerwärmung aufzuhalten.
Mit der „wild idea“ von Frankie, dem Video-Dino, setzen sich die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler des Maristenkollegs im Rahmen eines Klima-Aktionstags auseinander, während sie die Rollen von Delegierten bei einer simulierten Weltklimakonferenz der UNO übernehmen: Wie kann man die Treibhausgasemissionen reduzieren, um den jährlichen globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts unter 2 Grad Celsius zu halten?

Zehntklässler simulieren Weltpolitik

In der Turnhalle des Maristenkollegs kommen die Schülerinnen und Schüler zusammen. Sie werden versuchen, als Vertreter verschiedener Staaten und Staatengruppen dieses übergeordnete Ziel zu erreichen. Ausgehend vom Wohlstandsniveau ihrer Länder dürfen die meisten Delegiertengruppen an Tischen mit Stühlen Platz nehmen. Die Lobbyisten sollen sich auf langen Turnbänken entlang der Wände niederlassen. Auf einigen Tischen und Bänken liegen Süßigkeiten. Die Entwicklungsländer werden gebeten, sich auf den Boden zu setzen.
Moderiert wird die Konferenzsimulation von Jasmin Nimar (ehemals Schülersprecherin am Maristenkolleg). Sie füllt die Rolle der UN-Generalsekretärin überzeugend aus. Vor Beginn der Verhandlungen gibt sie einige wissenschaftliche Erkenntnisse über die absehbaren Konsequenzen der Erderwärmung an die Schülerinnen und Schüler weiter.




Sie referiert kurz, aber eindrücklich über den Anstieg des Meeresspiegels, die Bedrohung der Pflanzen- und Artenvielfalt, die Zunahme der von Dürre und Frischwasserknappheit betroffenen Gebiete und die Zunahme der Schäden durch Großflächenbrände. Die UN-Generalsekretärin betont die Dringlichkeit von Sofortmaßnahmen und ruft die Konferenzteilnehmer wiederholt dazu auf zu kämpfen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.




Die Entscheidungen der Länder würden in jeder Verhandlungsrunde in Tabellen eingetragen und mithilfe eines Computeralgorithmus (C-Roads) grafisch dargestellt. Dadurch sei sofort ersichtlich, welchen Temperaturanstieg die Entscheidungen der Länder zur Folge hätten.

Deals mit Gummibärchen

„Bildung ist Quatsch, weil wir zeitnahe Lösungen brauchen“, befinden die Delegierten der Entwicklungsländer (u.a. viele Staaten Mittel- und Südamerikas, die meisten afrikanischen Staaten), die sich zu internen Sondierungen nach draußen verzogen haben. Währenddessen lassen sich die Industrieländer (u.a. Australien, Neuseeland, Japan, Kanada, Russland) auf einen Deal mit der fossilen Brennstofflobby ein: Die Lobby zahlt 100 Milliarden US-Dollar (und eine Packung Gummibärchen) an die Industrieländer, damit diese ihre Kohlekraftwerke behalten. In der nächsten Runde steigt das Angebot der Brennstofflobby auf unglaubliche 300 Milliarden US-Dollar.
Die Deals halten die Endrunde nicht durch; neue Absprachen werden gemacht, u. a. zwischen China und den Klimaaktivisten. Nach offensichtlich starker Überzeugungsarbeit erhalten die Klimaaktivisten von China zwei Milliarden US-Dollar zur Wasserstoffforschung. Auf chinesischer Seite sei ein neues Gesetz geplant, das in jedem chinesischen Garten mindestens zwei bis drei Bäume vorschreibt.
Die Sprecherin Indiens stellt die Grundposition ihres Landes dar: Die oberste Priorität Indiens sei die Bekämpfung der Armut in der eigenen Bevölkerung. Finanzielle Mittel zur Bekämpfung der Klimakrise müssten Indien aus dem Green Climate Fund zur Verfügung gestellt werden.
Jener Fond ist dazu bestimmt, mindestens 100 Milliarden US-Doller pro Jahr für Entwicklungsländer bereit zu stellen, um ihre Emissionen zu senken und sich an den Klimawandel anzupassen. Die Teilnehmenden der Konferenz müssen entscheiden, welchen Beitrag sie hierfür leisten wollen bzw. wieviel sie für ihr Land einfordern.
Die USA machen ihren finanziellen Beitrag zum Green Climate Fund abhängig von China: Zahlt China, zahlen auch die USA.
Von Beginn der Verhandlungen an unternehmen die Vertreterinnen und Vertreter der EU erstaunliche Anstrengungen, um das Klimaziel zu erreichen. Beispielsweise wird die jährliche Aufforstung der Wälder auf 7 – 10 % festgesetzt, und als Jahr, in dem die EU-weiten Emissionen sinken sollen, wird 2026 angepeilt. Jene Ziele seien, angesichts der aktuell erheblichen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen, kaum umsetzbar, so die Hinweise von anwesenden Experten (die sich nebenbei als Lehrer am Maristenkolleg Mindelheim verdingen). Dennoch bleibt die EU-Delegation bei ihren ambitionierten Vorgaben.
Letztendlich scheitern die versammelten Delegierten nach drei Verhandlungsrunden am Zwei-Grad-Ziel: Wären die Entscheidungen der Zehntklässlerinnen und Zehntklässler bindend, würde sich die Erde bis zum Jahr 2100 um 2,3 °C erwärmen.
Für Projektleiter Philipp Schneider (Physiklehrer am Maristenkolleg) ist es weniger wichtig, dass die Übereinkünfte, die von den Schülerinnen und Schülern ausgehandelt werden, absolut realistisch sind. Viel wichtiger ist es, dass die Jugendlichen sensibilisiert werden: Für das Problem des weltweiten Temperaturanstiegs, dessen Hintergründe und mögliche Gegenmaßnahmen. Und dafür, wie schwierig es sein kann, in einer großen Gruppe mit vielen starken Einzelinteressen zu verhandeln. Und das, so das Fazit, haben die Schülerinnen und Schüler gut geschafft.

Laura Mosny